Die finnische Sprache ist bekannt für ihre komplexe Kasusstruktur (also die grammatikalischen Fälle). Während das Deutsche mit 4 Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) auskommt, hat das Finnische ganze 15 Fälle – je nachdem, wie man zählt, sogar bis zu 17.
Das mag auf den ersten Blick abschreckend wirken, ist aber systematisch aufgebaut und logisch, sobald man die Struktur versteht. In diesem Beitrag erfährst du, wie viele Fälle Finnisch hat, wie sie heißen, und wofür sie verwendet werden.
Wie viele Fälle hat Finnisch?
Finnisch hat offiziell 15 grammatische Fälle (Kasus). Einige Linguisten sprechen auch von 16 oder 17, je nachdem, ob bestimmte Endungen als echte Kasus gezählt werden. Für die meisten Lernenden sind die 15 Hauptfälle entscheidend – diese decken fast alle alltäglichen Ausdrucksformen ab.
Übersicht: Die 15 finnischen Fälle
Fall | Finnisch | Funktion | Beispiel (talo = Haus) |
---|---|---|---|
1. Nominativ | nominatiivi | Grundform (Subjekt) | talo = das Haus |
2. Genitiv | genetiivi | Besitz / Zugehörigkeit | talon = des Hauses |
3. Akkusativ | akkusatiivi | Objekt (oft wie Genitiv/Nominativ) | talo / talon / talot |
4. Partitiv | partitiivi | Teilmenge, unvollständige Handlung | taloa = ein bisschen Haus |
5. Inessiv | inessiivi | in etwas drin | talossa = im Haus |
6. Elativ | elatiivi | aus etwas heraus | talosta = aus dem Haus |
7. Illativ | illatiivi | in etwas hinein | taloon = ins Haus |
8. Adessiv | adessiivi | auf / bei / mit etwas (Ort) | talolla = beim Haus |
9. Ablativ | ablatiivi | von etwas weg | talolta = vom Haus weg |
10. Allativ | allatiivi | auf / zu etwas hin | talolle = zum Haus |
11. Essiv | essiivi | als etwas / vorübergehend | talona = als Haus |
12. Translativ | translatiivi | zu etwas werden | taloksi = wird zu einem Haus |
13. Instruktiv | instruktiivi | mit etwas (sehr selten) | jaloin = mit den Füßen |
14. Abessiv | abessiivi | ohne etwas | talotta = ohne Haus |
15. Komitativ | komitatiivi | mit etwas (zusammen mit) | taloineni = mit meinen Häusern |
Hinweis: Einige Fälle wie Instruktiv und Komitativ sind selten oder kommen fast nur in festen Wendungen vor.
Warum so viele Fälle?
Statt Präpositionen (wie „in“, „auf“, „mit“) verwendet Finnisch Kasusendungen, die direkt an das Wort angehängt werden. So zeigt z. B. die Endung -ssa, dass sich etwas „in“ einem Ort befindet:
- kirjassa = im Buch
- autossa = im Auto
Vorteile des Kasussystems
- Klare Bedeutungen durch Endungen
- Sehr flexible Wortstellung im Satz
- Kein Artikel nötig (wie „der“, „die“, „das“) – die Kasusendung zeigt die Funktion
Fazit
Finnisch hat 15 Fälle, die teilweise sehr unterschiedliche Funktionen erfüllen: vom Ort über Richtung, Besitz, bis hin zu Art und Weise. Was zunächst kompliziert aussieht, ist bei näherem Hinsehen ein klar strukturiertes System, das mit etwas Übung sehr präzise Ausdrucksmöglichkeiten bietet – ganz ohne Präpositionen oder Artikel.
Tipp zum Lernen:
Konzentriere dich zuerst auf die häufigsten Fälle (Nominativ, Genitiv, Partitiv, Inessiv, Elativ, Illativ). Die selteneren kommen meist erst in fortgeschrittenen Texten oder feststehenden Ausdrücken vor.
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